Online-Lehre an der Hochschule Hannover in der Neuen Presse

Monika Steinberg im Interview zur Online-Lehre an der Hochschule Hannover

Nach einem sehr angenehmen Telefoninterview mit einer Studierenden und mir ist gestern in der Neuen Presse ein Beitrag zu unserer Online-Lehre an der Hochschule Hannover im Corona-Modus- speziell im Studiengang Informationsmanagement – erschienen.

Insgesamt läuft es bei uns im Studiengang gut mit der Online-Lehre aus dem Home-Office, auch wenn hier und da nicht immer alles sofort und ganz reibungslos klappt. Das aktuelle Motto ist, besser viel mit etwas Chaos ausprobieren, als Stillstand.

Herzlichen Dank an Cecilia Spohn von der Neuen Presse für den gut zusammengestellten Beitrag!

Corona-Modus: Wenn die digitale Kür plötzlich zur Pflicht wird

Corona-Modus und digitale Bildung

Fast alles ist zurzeit anders. Manches kam ziemlich plötzlich. Einiges war vielleicht schon etwas länger absehbar. Zusammengefasst: Wir befinden uns im Corona-Modus. Egal ob wir einkaufen, fernsehen oder arbeiten – Corona ist inzwischen leider allgegenwärtig. „Social Distancing“ sorgt für ungeahnte Probleme aber auch für erstaunliche Phänomene.

Von der Kür zur Pflicht: Videochat und E-Learning plötzlich unverzichtbar

Seit Montag, 23.03.20,  herrscht starke Kontaktbeschränkung unter anderem in Niedersachsen. Als Eltern von zwei Kindern geht es nicht spurlos an uns vorbei, dass seit über einer Woche weder Schule noch Kindergarten stattfindet. Auch dass wir uns nicht mal eben mit Großeltern und Freunden treffen dürfen, ist nicht immer einfach – wo es doch vor Corona so selbstverständlich war. Noch vor wenigen Tagen hätte ich nicht gedacht, dass Videochat über z.B. Facetime so wichtig werden könnte in unserem Leben. Es war zwar manchmal ganz schön, sich kurz digital treffen zu können, aber die Bedeutung ist inzwischen eine ganz andere.

Ähnlich verhält es sich mit digitalen Lösungen im E-Learning, um Lehre und Lernen für Studierende trotz untersagter Präsenzlehrveranstaltungen zu ermöglichen. E-Learning war bis vor kurzem oft nur eine zusätzliche Ergänzung der Präsenzlehre und „nice to have„. Jetzt ist E-Learning Pflicht, es geht nichts mehr ohne – ein „must have„. Auch hier haben sich die Wertigkeiten, wie sicher noch in  vielen anderen Bereichen,  stark verschoben.

Digitale Bildung im Aufwind

Seit über einer Woche sind unsere Hochschulen und Unis geschlossen. Die Lehre wurde an der Hochschule Hannover zum Beispiel so gut wie möglich in die Online-Welt verlagert. Dabei werden von Kolleg*innen und Studierenden innerhalb kürzester Zeit unterschiedlichste digitale Werkzeuge eingesetzt und erprobt, um Lernen und Kommunikation auf Distanz zu ermöglichen. Es findet reger Austausch über Erfahrungen mit z.B. Moodle, Slack,  Zoom, Jitsi, BigBlueButton oder Google Hangouts statt.

Nicht immer läuft alles reibungslos. Hier und da kommt es zu Performance-Problemen insbesondere bei Web-Conference-Diensten wie BigBlueButton oder Adobe Connect (DFN), da die bereitgestellten Lösungen nicht für die plötzlich auftretende Last ausgelegt sind.  Aber auch damit wird bei uns im Studiengang Informationsmanagement und an der Hochschule Hannover pragmatisch und souverän umgegangen, indem z.B. alternative, digitale Lösungen für den eigenen Zweck angepasst und ausprobiert werden. Ein Beispiel ist die Nutzung von Twitch für das Streamen von Vorlesungen, obwohl es eigentlich überwiegend von der Gaming-Szene genutzt wird. Auch Discord wird jetzt erfolgreich in der Lehre eingesetzt, obwohl es ein Sprach- und Textchat für Gamer ist.

Das E-Learning Center (ELC) und die IT der Hochschule Hannover leisten großartige Arbeit bei der Unterstützung von Lehrenden und Studierenden in dieser außergewöhnlich schwierigen Zeit. Gerade fragt das ELC z.B. Stoßzeiten für Webinar-Dienste in Moodle ab, um den Lastsspitzen besser begegnen zu können oder sie über bessere zeitliche Verteilung zu vermeiden. Nach und nach wird im Hintergrund die Gesamtkapazität optimiert.

Auf unserem QpLuS-IM-Blog führen wir ein Tagebuch zur Online-Phase im Corona-Modus, in dem wir unsere Erfahrungen und Erkenntnisse kurz zusammen fassen.

Neben all den leider auch langfristig destruktiven Konsequenzen, die Corona sicher mit sich bringt, erlebt die digitale Bildung gerade enormen Aufwind. Hoffentlich entstehen aus der Corona-Krise zumindest auf lange Sicht noch weitere kreative und experimentierfreudige Entwicklungen.

Wertigkeiten vor und nach Corona

Neulich habe ich irgendwo in der gerade von Covid-19 beherrschten Medienwelt aufgeschnappt, dass es später ein „vor und nach Corona“ in der Zeitrechnung  geben wird. In Anbetracht der massiven und vorher nie da gewesenen Ereignisse klingt das leider nicht mehr so abwegig wie noch vor ein paar Wochen.

Wertigkeiten verschieben sich nicht nur in Hinsicht auf E-Learning oder die Nutzung digitaler Technologien. Als selbstverständlich erachtete Dinge des Alltags wie gemeinsame Ausflüge, einkaufen, Spielplatz- oder Clubbesuche gewinnen gerade eine ganz andere Bedeutung als vor Corona. Spannend bleibt, ob diese neue Wertigkeit der Dinge auch nach Corona noch anhält und welche Auswirkungen uns langfristig erhalten bleiben. Vielleicht nutzen wir aus der Not entstandene Lösungen auch nach Corona genauso weiter, wenn z.B. Webinare oder Meetings über BigBlueButton (BBB) und Moodle einfach gut funktionieren?

Ich freue mich auf jeden Fall über die neue Wertigkeit, die digitalen Technologien in Privatleben und Bildung jetzt zukommt. Selbst etwas geschockt davon, habe ich gerade festgestellt, dass ich mich jetzt schon seit über 15 Jahren mit E-Learning befasse. Wir haben es nicht immer so genannt. Manchmal hieß bzw. heißt E-Learning auch Distance Learning, Telelearning, Wissens- und Lernmanagement oder Educational Technologies. Jetzt können wir zusätzlich auch gern von Neuem Lernen oder Digitaler Bildung sprechen. Die Grenzen sind meist fliessend. Es muss nicht immer alles neu sein, um aktuell seinen Zweck gut zu erfüllen.

Lassen Sie uns das individuell Beste aus dem Corona-Modus machen. Etwas anderes bleibt uns ohnehin nicht übrig.

Hilfreiche Links zu digitaler Lehre im Corona-Modus

A Comprehensive List of 53 Interactive Video Software Tools and Platforms, hihaho.com, letzter Aufruf: 25.03.2020, aktualisiert: 12.11.2019.

Womit sich Veranstaltungen gut online umsetzten lassen – eine Toolsammlung, Hochschulforum für Digitalisierung, letzter Aufruf: 25.03.2020, aktualisiert: 24.03.2020.

Aktuelle Infos zum digitalen Lehrbetrieb an der Hochschule Hannover, E-Learning Center (ELC), letzter Aufruf: 25.03.2020, aktualisiert: 24.03.2020.

Eine Mücke aus einem Elefanten machen: Quizizz statt Moodle-Tests?

Mücke_statt_Elefant_Quizizz_Moodle

Moodle bietet als komplexes Open-Source Lern-Management-System (LMS) unterschiedlichste Optionen für Online-Tests von Selbsteinschätzung zur Überprüfung des eigenen Lernfortschritts  bis hin zu prüfungsrelevanten Online-Klausuren mit verbindlicher Benotung.

Quizizz ist im Vergleich zu Moodle ein frei verfügbares Leichtgewicht für die schnelle, webbasierte Erstellung von Online-Quizzes mit Gamification-Elementen, die unkompliziert, auch ohne Login auf allen Endgeräten verfügbar sind.

Einfach und überall Lernen mit Spaßfaktor

Als ich vor einiger Zeit Quizizz entdeckt habe, habe ich mir plötzlich die Frage gestellt, ob es nicht eine wunderbare Alternative zu den im Vergleich dazu auf einmal sperrig wirkenden Online-Tests in Moodle ist?

Auch Moodle verfügt inzwischen über eine mobile App, sodass die Endgerät unabhängige Nutzung ohne Weiteres möglich ist. Aber allein die Notwendigkeit, sich erst in einen Kurs einschreiben oder sich einloggen zu müssen,  sind manchmal nicht notwendige, zusätzliche Hürden für ein kurzweiliges Nutzererlebnis mal schnell zwischendurch oder unterwegs.

Bei Quizizz steht über intuitive Bedienung mit absichtlich abgespecktem Funktionsumfang, poppiger Oberfläche und Gamification-Elementen wie Bestenlisten, Punktesystem oder Wettbewerb untereinander eindeutig der Spaßfaktor beim Lernen „at your own pace“ im Vordergrund. Man kann zügig eigene Quizfragen (Einfach- und Mehrfachauswahl) erstellen oder sich in einem riesigen Pool bestehender Fragen bedienen. Bisher überwiegt das Angebot an englischsprachigen Fragen und Quizizz ist nach eigenen Angaben an jeder zweiten amerikanischen Schule vertreten.

Ich arbeite jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit mit Moodle in der Lehre. Wir nutzen für Lehrveranstaltungen im Medieninformatikbereich des Studiengangs Informationsmanagement an der Hochschule Hannover überwiegend die üblichen Lernmanagementfunktionen wie zentrale Teilnehmerverwaltung, Foren, Nachrichten, Dateiaustausch oder Online-Abgaben. Das alles kann Quizizz natürlich nicht bieten.

Vor ein paar Jahren habe ich an der Hochschule Hannover begonnen, Selbsteinschätzungstests mit Lernfortschrittsüberprüfung und prüfungsrelevante Online-Klausuren mit Moodle durchzuführen. Davor um 2007 herum haben wir an der Leibniz Universität Hannover auch schon mal ILIAS für Online-Examen in der Informatik eingesetzt. Sowohl mit ILIAS als auch mit Moodle habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht und halte vor allem Moodle für ein zeitgemässes, gut etabliertes LMS. (ILIAS kenne ich nur von vor ca. 10 Jahren und kann mir kein aktuelles Urteil erlauben.) Jede Lernmanagementlösung hat im richtigen Kontext seine Berechtigung sowie Vor- und Nachteile, die es individuell abzuwägen gilt.

Eine Frage der Lern- und Kompetenzziele

Die Frage ist, wie eigentlich immer beim Einsatz digitaler Lösungen, welches Ziel soll damit erreicht werden? Und wie ist die Zielerreichung digital am einfachsten umzusetzten, damit möglichst hohe Akzeptanz auf Nutzerseite erfolgt?

Sind Moodle-Tests manchmal also „mit Kanonen auf Spatzen geschossen„?  Oder andersherum gefragt: Ist es Zeit, eine Mücke aus einem Elefanten zu machen?

Aktuell ist unser Ziel in Seminaren und Übungen zu Praktischer Informatik die Hürde insbesondere zu Studienbeginn bei den Erst- und Zweitsemestern möglichst niedrig zu halten. Am Anfang soll die Begeisterung für Webtechnologien und Programmieren stehen, bevor es später mit möglichst hoher Motivation und Eigeninitiative mehr ans „Eingemachte“ geht. Viele unserer Studierenden haben leider immer noch die klassischen Vorurteile bezüglich Programmiersprachen  und Webentwicklung, dass es schwer und langweilig ist, sich überhaupt damit zu befassen.

Ein weiterer Aspekt ist die enorme Wichtigkeit von selbstgesteuerter Lern- und Informationskompetenz in Hinsicht auf den Erwerb von Programmierfähigkeiten und Technik Know-How. Wie so oft im Studium können wir nur das grundlegende „Wie und Womit“ bei uns im Studiengang vermitteln. Um wirklich Programmieren zu lernen oder fit in der Webentwicklung zu werden, bedarf es einem anhaltend hohen Maß an Eigenmotivation und zusätzlichem Zeitaufwand ausserhalb der Lehrveranstaltungen. Man muss es wollen.

Quizizz Ziel: Screenshot der Website
Screenshot der Quizizz Website: https://quizizz.com/

Und nu?

Zusammengefasst halte ich für unseren Anwendungsfall und unsere Lernziele im Fach „Praktische Informatik“ Quizizz derzeit für das besser geeignete Mittel der Wahl gegenüber Online-Tests in Moodle in Bezug auf selbstgesteuertes Lernen im eigenen Tempo, Erhöhung von Innovationskompetenz und mehr Motivation bei der Auseinandersetzung mit Technik-affinen Themen. Moodle wird immer weiterhin für übergeordnete Lernmanagementaufgaben dabei sein, die Quizizz gar nicht abbilden kann und will. Nur es werden wohl ein paar Quizizz dazu kommen. Interessant wäre auch, die Studierenden zum Ende des Semesters selbst weitere Quizizz erstellen zu lassen, die sie dann mit und gegen einander spielen können.

Wir werden den Einsatz von Quizizz bald in unseren Lehrveranstaltungen testen, evaluieren und dann hier darüber berichten. Es bleibt spannend.

Haben Sie schon Erfahrungen mit Quizizz oder ähnlichen Lösungen wie Kahoot oder WP Quiz gesammelt?

Danke für Ihre Zeit <3